
Veröffentlicht am: 18.01.2018
Zum Auftakt der ersten Runde stellen wir die Frage “Was könnte das Sicherheitsgewerbe tun, um das Image des Berufs nachhaltig aufzupolieren ?“
Im Interview mit
Klaus Bouillon · Präsident des BVMS e.V.,
Michael Metz · Stellvertretender Objektleiter und Ausbilder bei der Frankfurter Niederlassung der Klüh Security GmbH,
Ute Kittel · Mitglied des Bundesvorstandes der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Berlin und Fachbereichsleiterin „Besondere Dienstleistungen“,
Dirk Dernbach · Geschäftsführer der SECURITAS Sport & Event GmbH & Co. KG
Eine kurze Einleitung
Mitarbeiter von Sicherheitsdienstleistern sind in der Gesellschaft nicht hoch angesehen, obwohl es sich um einen Job handelt, der ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein erfordert. Das führt einerseits oft zu herablassendem Verhalten gegenüber privaten Sicherheitskräften, zum anderen auch dazu, dass immer weniger Menschen diesen Beruf ergreifen möchten. Was könnte das Sicherheitsgewerbe tun, um das Image des Berufs nachhaltig „aufzupolieren“?

Dirk Dernbach
Geschäftsführer der SECURITAS Sport & Event GmbH & Co. KG
"Nicht nur Warnweste aus dem Baumarkt"
Wenn ich so richtig darüber nachdenke, kenne ich auch niemanden, der schon als Kind als Berufswunsch „Wachmann“ äußerte. Aber Prinzessinnen oder Superhelden sind auch die wenigsten geworden. Wie jedoch soll sich in unserer medienaffinen Gesellschaft unser Image ändern, wenn fast ausschließlich negative Berichterstattung über uns erfolgt? Eines sollte jedoch jedem klar sein: Private Sicherheitsdienste sind fester Bestandteil der deutschen Sicherheitsarchitektur! Neben der Polizei gewährleisten längst auch „Private“ die öffentliche Sicherheit. Denn die Polizei wäre schon rein zahlenmäßig völlig damit überfordert, alle Sicherheitsaufgaben zu übernehmen, die von uns „Privaten“ übernommen werden. Vielleicht fangen wir aber mit kleinen Schritten der Imageverbesserung an und statten unsere Kräfte nicht nur mit einer Warnweste aus dem Baumarkt und einer Baseball-Cap mit „SECURITY“-Aufdruck aus, die wiederum diese Dienstkleidung dann mit einer zerrissenen Jeans, Bomberjacke und Springerstiefeln komplettieren. Von wegen „first impression“ und so…

Klaus Bouillon
Präsident
„Sachkundeprüfung auch für Gewerbetreibende“
Um das Image des Sicherheitsgewerbes nachhaltig zu ändern, bedarf es zunächst einer qualifizierteren Ausbildung der Sicherheitsmitarbeiter und Gewerbetreibenden. Als Mindestanforderung für die Durchführung von Sicherheitsaufgaben muss eine Sachkundeprüfung vorgelegt werden. Der BVMS kann sich vorstellen, eine getrennte Sachkundeprüfung gemäß § 34a GewO einzuführen – zum einen für Mitarbeiter in der privaten Sicherheitswirtschaft, zum anderen die Sachkundeprüfung für Bewachungsgewerbetreibende. Unternehmer wie Mitarbeiter sollen vor einem Prüfungsausschuss darstellen, dass sie mit den rechtlichen und psychologischen Voraussetzungen, die für die Tätigkeit im Bewachungsgewerbe zwingend erforderlich sind, im großen Umfang vertraut sind. Der Gewerbetreibende muss durch seine Prüfung auch nachweisen, dass er die kaufmännischen Grundlagen zum Führen eines Betriebes verstanden hat. Bei Umsetzung dieser ersten Stufe der Qualifizierung dürften etwa 75 Prozent der zurzeit verbreiteten Negativschlagzeilen der Vergangenheit angehören.

Michael Metz
Niederlassungsleiter Rhein-Main & Region Süd bei Apleona Security Services
"Viele Sicherheitskräfte geben jeden Tag ihr Bestes"
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen wie unsere Klüh-Sicherheitsschule bilden den Grundstein für die qualitative Verbesserung im Sicherheitsgewerbe. In den vergangenen Jahren haben wir die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen kontinuierlich fortentwickelt, um unsere Sicherheitskräfte bestmöglich auf ihren Einsatz bei unseren Kunden vorzubereiten. Eine solch verantwortungsvolle Position im Sicherheitsgewerbe sollte entsprechend vergütet werden. Und das durch die „schwarzen Schafe“ dieser Branche verursachte negativ behaftete Image muss durch die positiven Seiten der Security-Branche verbessert werden. Es gibt eine ganze Reihe von Sicherheitskräften, die jeden Tag ihr Bestes tun, um unsere Welt ein Stückchen sicherer zu machen – aber von ihnen spricht man leider zu wenig. Zu einem positiven Eindruck kann aber jeder Sicherheitsmitarbeiter seinen Beitrag leisten, denn manchmal reicht ein freundliches „Guten Morgen“, um die Weichen entsprechend zu stellen.

Ute Kittel
Mitglied des Bundesvorstandes der Dienstleistungsgewerkschaft
„Gerechte Bezahlung macht Beruf attraktiv“
Berufe sind immer dann attraktiv, wenn es eine gerechte Bezahlung gibt. Für das Sicherheitsgewerbe muss gelten: Qualität hat ihren Preis. Innere Sicherheit, also der Schutz der Bürgerinnen und Bürger im öffentlichen und privaten Leben, kann nicht funktionieren, wenn für die anbietenden Unternehmen Gewinnmaximierung auf Kosten der Beschäftigten im Vordergrund steht. Gute sowie gesunde Arbeitsbedingungen und entsprechende Löhne und Gehälter sind das beste Mittel, das Ansehen eines Berufsstandes zu fördern. Und jeder weiß: Für angesehene Berufe gibt es auch genügend Nachwuchs. Politik und Aufsichtsbehörden müssen sich ebenfalls klar für mehr Qualität positionieren, was im Zweifel mehr Personal und höhere Kosten für die Sicherheit bedeutet. Als Gegenteil dazu gelten zum Beispiel Genehmigungen von Geldtransporten als Ein-Mann-Transporte. Diese gehen auf Kosten der Sicherheit von Menschen. Also: Berufe attraktiv machen und aufwerten durch ordentliche Tarifverträge, und Qualität in den Vordergrund stellen statt Gewinnmaximierung um jeden Preis.