Veröffentlicht am: 16.11.2022

Ralf Balzerowski ist Technical Sales Manager bei der NetCom Sicherheitstechnik GmbH in Mainz.

„Treffen sich drei Regierungsmitglieder im Aufzug …“

Ralf Balzerowski über die wachsende Rolle der Datensicherheit bei Leitstellen und sinkende Kosten durch moderne Leitstellentechnik

Marktplatz Sicherheit: Herr Balzerowski, nicht jeder Sicherheitsdienstleister verfügt über eine Notruf- und Serviceleitstelle, denn sie ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Und auch der Betrieb lässt sich mittelfristig nur finanzieren, wenn es genügend Aufschaltungen gibt. Deshalb sind die Firmen wohl auch mächtig stolz, wenn sie Besuchern ihre Leitstelle zeigen können. Wer aber einen Vergleich zwischen dieser Einrichtung bei Konzernen oder beispielsweise im Umfeld Kritischer Infrastrukturen (Bahn, Kraftwerk) und der bei einem Sicherheitsdienstleister zieht, stellt fest, dass letztere bei der Ausstattung eher auf Funktionalität setzen als auf Repräsentation.

Ralf Balzerowski: Dieser Vergleich ist unfair, denn wir reden hier ja von ganz unterschiedlichen Dimensionen. Einem Konzern wie Siemens oder Deutsche Bank stehen ganz andere Budgets zur Verfügung als einer Sicherheitsfirma mit, sagen wir, 1.000 Mitarbeitern. Mag letztere im Sicherheitsmarkt schon ein bedeutender Player sein, so ist sie doch im Vergleich mit einem Konzern ein wirtschaftlicher Zwerg. Entsprechend sehen die Leitstellen aus: oft auf engstem Raum, mit suboptimaler Ergonomie durch qualitativ funktionales Mobiliar und zum Teil Technik auf nicht immer aktuellstem Stand. Das ist aber in Ordnung, solange die Mitarbeiter keine Nachteile haben und die Sicherheit der Kunden gewährleistet ist.

 

Wenn Sie schon selbst auf die Mitarbeiter zu sprechen kommen: So wirklich attraktiv scheint der Job in einer Leitstelle nicht zu sein. Viele Sicherheitsdienstleister beklagen, dass es immer schwerer wird, geeignetes Personal zu finden.
Das mag natürlich am nicht immer modernsten Arbeitsplatz liegen, aber auch an den zum Teil unattraktiven Arbeitszeiten, etwa nachts und am Wochenende. Hinzu kommt, dass der Lohn nicht immer mit den Anforderungen Schritt hält. In Schleswig-Holstein beispielsweise ist Leitstellendisponent inzwischen ein Ausbildungsberuf. Entsprechend sollte er auch honoriert werden. Der höhere Lohn und die Personalengpässe lassen sich aber in Ansätzen kompensieren, wenn man auf moderne Technik setzt.

 

Lassen Sie mich raten: NetCom hat da was im Angebot?
Das zwar auch, aber es gibt einen aktuellen Anlass, weshalb sich viele Leitstellenbetreiber Gedanken darüber machen müssen, wie es bei ihnen weitergeht: Ein bedeutender deutscher Anbieter von Gefahrenmeldetechnik wird vom 1. Januar 2023 an keine Ersatzteile für seine Alarmempfangstechnik mehr zur Verfügung stellen, weil er sich aus diesem Geschäftsbereich zurückzieht. Das macht es notwendig, rechtzeitig nach Alternativen Ausschau zu halten. Logisch, dass wir uns da ins Gespräch bringen wollen.

 

NetCom ist ein VdS-zertifzierter Fertigungsbetrieb für Hard- und Software-Lösungen rund um Leitstellen- und Sicherheitsmanagementsysteme. Sie konzipieren maßgeschneiderte Lösungen, also nichts von der Stange – vom Einplatzsystem bis zum Rechenzentrum inklusive Leitstellenmanagement. Legen Sie mal los, welche Innovationen haben Sie zu bieten?
Lassen Sie mich dazu ein wenig ausholen: Weil Leitstellenkunden Gefahrenmelde- und Aufzugnotruf-Anlagen von unterschiedlichen Anbietern betreiben, gibt es natürlich auch unterschiedliche Technik – so genannte Alarmierungsprotokolle –, mit der die Leitstellenbetreiber arbeiten müssen. Bisher war es so, dass es in der Leitstelle je ein Empfangsgerät und einen Router für jedes einzelne Protokoll gab. Ein Kunde von uns hat beispielsweise 17 von diesem Gerätedoppel laufen – und da ist die Redundanz noch gar nicht berücksichtigt. Mal von Hardware, Software-Lizenzen und den 17 unterschiedlichen Ansprechpartnern für die Technik und Service abgesehen: Können Sie sich vorstellen, welchen Stromverbrauch das für den Betrieb und die Kühlleistung im Rechenzentrum mit sich bringt? In der heutigen Energiekrise wirklich keine Lappalie. Deshalb ist mit Blick auf die Kostenersparnis unser Multiprotokollempfänger sicherlich die wichtigste Neuentwicklung: ein einziges Gerät für alle Protokolle. Darüber hinaus wird dadurch in der Leitstelle auch jede Menge Platz frei.

 

Die aktuelle Weltlage bringt uns nicht nur in Sachen Energieressourcen in die Bredouille, sondern auch das Thema Datensicherheit gewinnt immer mehr an Bedeutung, weil sich zunehmend feindliche Blöcke gegenüberstehen. Russland ist zum Cyber-Vandalen geworden, China spioniert, was das Zeug hält, und auch westliche Verbündete, allen voran die USA, kennen keine digitale Spionagescham. Warum muss das auch Leitstellenbetreiber interessieren?
Weil in einer Leitstelle natürlich jede Menge besonders sensible Daten zusammenkommen, angefangen bei den persönlichen Daten der Kunden bis hin zu Informationen über ihre Sicherheitsmaßnahmen. Die Leitstelle als Alarmempfangszentrale kann da ganz schnell zum Einfallstor für Datendiebe und Manipulatoren werden, wenn die Systeme nicht hochgeschätzt sind. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine Dienstleistung, die eigentlich als 08/15-Produkt gilt: der Aufzugnotruf. Doch stellen Sie sich mal vor – ein Extrembeispiel –, dass Scholz, Habeck und Lindner gemeinsam in einem Lift fahren und sich dabei über die nächsten Sanktionspläne gegen Russland austauschen. Ist der Aufzugnotruf nicht gesichert, können sich Hacker einwählen und die Gespräche mithören. Das gilt natürlich auch in Unternehmen, wo sich Geschäftsführer und Entwicklungschef im Aufzug mal eben über das neueste Künstliche-Intelligenz-Projekt unterhalten. Auch dagegen bietet NetCom passende Sicherheitslösungen. Und bevor Sie den Werbeblock abstellen, noch dieser kurze Hinweis: Eine Sprechstelle für Leitstellen im Ex-Bereich haben wir auch im Programm.

 

Dass Sicherheitsdienstleister ihre Leitstelle komplett neu aufbauen, kommt sehr selten vor, allenfalls wenn sich ein Umzug nicht vermeiden lässt. Ohnehin lohnt sich eine nach DIN EN 50518 zertifizierte Leitstelle erst ab rund 5.000 Aufschaltungen, so die gängige Kalkulation. Deshalb steht vor allem die Modernisierung und die Optimierung/Automatisierung von Bearbeitungsabläufen im Mittelpunkt des Leitstellengeschäfts. Und auch da dreht das Sicherheitsgewerbe jeden Cent zehnmal um. Warme Worte und Hochglanzflyer werden nicht genügen, um sie von einer Investition zu überzeugen.
Da haben Sie ganz recht. Deshalb bieten wir auch die Möglichkeit, in einer Demo-Leitstelle in unserem Haus sämtliche Szenarien nachzustellen, beispielsweise einen Stromausfall – was derzeit ja durchaus im Bereich des Möglichen liegt – oder eine Unwetter-Großschadenslage. Die Demo-Leitstelle ist auf bis 100.000 virtuelle Aufschaltungen ausgelegt. Unsere Kunden machen von diesem Angebot reichlich Gebrauch.