Veröffentlicht am: 13.10.2021
Der heute 31-jährige Fendl ist bereits seit seinem 16. Lebensjahr in Sachen Sicherheit tätig. Er ist Fachkraft für Schutz und Sicherheit, angehender Meister für Schutz und Sicherheit und hat seine Personenschutz-Ausbildung im Ausland absolviert. Mehr über die „Pignus Story“ gib es hier: https://pignus-group.com/die-pignus-story/.
„Unser guter Ruf hat uns vor einer brenzligen Lage bewahrt“
Fatale Namensähnlichkeit: Wie eine RTL-Reportage Hans Florian Fendl, Chef der renommierten Dachauer Sicherheitsfirma Pignus, unruhige Tage verschaffte
Marktplatz Sicherheit: Herr Fendl, wissen Sie eigentlich, dass Sie das Schicksal unter anderem mit der Schweizer Behindertenorganisation Insieme und dem Gießener Dolmetscher Ermias Tewolde Keleta teilen?
Hans Florian Fendl: Ich nehme an, dass die auch Opfer eine Verwechslung geworden sind?
Ganz genau. Insieme wurde ohne jeglichen Zusammenhang mit dem Skandal um ein gleichnamiges Informatikprojekt der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) in Verbindung gebracht, was zu einem Rückgang der Spenden führte. Und der Dolmetscher Keleta geriet zu Unrecht in den Fokus der Ermittlungsbehörden, weil er einen ähnlichen Namen hatte wie ein mutmaßlicher Schläger. 18 Monate lang sperrte das Gießener Regierungspräsidium Kelata als Dolmetscher für eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete.
Solche Fälle gibt es immer wieder. Und sie haben in der Regel zwei Gemeinsamkeiten: Zum einen beschädigen sie den Ruf desjenigen, der verwechselt wurde. Zum anderen drücken sich die Verursacher um eine Richtigstellung. Ich weiß genau, wovon ich rede.
Wie war das bei Ihrer Firma Pignus?
Am Vormittag des 10. September 2021 bekam ich von einem Mitarbeiter einen Anruf. Er wollte wissen, seit wann wir für den Versandhändler Amazon arbeiten. Das war eine seltsame Frage, denn wir haben nie in irgendeiner Geschäftsbeziehung mit Amazon gestanden, haben nicht einmal Gespräche geführt. Daraufhin informierte mich der Mitarbeiter, dass am Abend zuvor in der RTL-Sendung „Team Wallraff“ davon die Rede gewesen sei, dass Amazon über einen Subunternehmer, nämlich eine Berliner Sicherheitsfirma namens Pignus, Paketausfahrer für sich arbeiten lasse. Diese Firma verstoße klar und nachweislich gegen die Mindestlohnregelung.
Und diese Firma hat mit Ihrer nichts zu tun?
Nicht das Geringste. In Berlin sind wir gar nicht tätig. Unsere Firma mit Sitz in Dachau heißt „Pignus Sicherheitsgesellschaft mbH“. Die genannte Berliner Firma ist als „PIGNUS Berlin Sicherheitsservice GmbH“ im Handelsregister eingetragen. Auf der Website ist ein Turgay Demir als Verantwortlicher angegeben. Bezeichnenderweise heißt es dort seit Tagen: „Wir bauen für Sie unsere Website um!“ Und RTL hat sich einen richtigen Hammer geleistet. Ich habe mir die Sendung in der Mediathek angesehen: Bei Minute 3:52 nennt der Sprecher den Namen unserer Firma im vollen Wortlaut. Das heißt: Die Redakteure haben das Wort zusammen mit dem Begriff Sicherheit einfach mal gegoogelt und das erste Suchergebnis übernommen – denn wir erscheinen an oberster Position. So viel zur journalistischen Sorgfaltspflicht.
Wie ging es dann weiter?
Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Kunden bei mir gemeldet haben und wissen wollten, was an den Behauptungen dran ist. Zum Glück konnte ich sie davon überzeugen, dass es sich um eine Namensähnlichkeit handelt und wir damit nichts zu tun hatten. Allerdings wurde auch eine Vertragsverhandlung, bei der es um einen Auftrag zum Personenschutz einer Familie ging, unterbrochen. Auch da wusste man von den Umständen, wollte aber doch abwarten, welche Folgen die Meldung haben würde. Auf dem Kundenniveau, auf dem wir uns bewegen, kann man es sich nicht leisten, mit Skandalen in Verbindung gebracht zu werden, auch wenn die sich später als haltlos erweisen. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Zum Glück ist aber auch das gutgegangen.
Haben Sie denn RTL kontaktiert?
Selbstverständlich, aber bis jetzt gibt es keine Antwort. Vermutlich müssen das jetzt meine Anwälte regeln. Schade. Wissen Sie, Fehler – auch gravierende – passieren immer wieder. Schlimm und vor allem heuchlerisch ist, wie Verursacher damit umgehen. Günter Wallraff geriert sich als Moralapostel, als Rächer der Enterbten und Beschützer der Witwen und Waisen. Er selbst hat 1977 die Methoden der Bild-Zeitung aufgedeckt und angeprangert. Dabei macht er es ja gar nicht anders. Ihm ist es offensichtlich völlig egal, dass der Fehler seiner Redaktion eine unbescholtene Firma kurzzeitig in Verruf gebracht hat.
Das Wort Pignus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Unterpfand“ oder auch weitläufig „Sicherheit“. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass auch eine andere Sicherheitsfirma auf die Idee kommt, sich so zu nennen. Warum haben Sie sich die Markenrechte an „Pignus Sicherheit“ nicht schützen lassen?
Mit dieser Frage streuen Sie natürlich Salz in die Wunde. Ja, dieser Fehler geht auf mein Konto. Ich wollte es seit der Firmengründung 2017 längst tun. Aber Sie wissen, wie das ist – das Geschäft läuft gut, und dann verschiebt man Dinge, die ein bisschen lästig sind. Jetzt habe ich die Quittung erhalten. Aber selbstverständlich steht der Markenschutz nun auf meiner Prioritätenliste ganz oben. Die Chancen stehen wohl auch gut, dass das klappt. Wir waren die erste Sicherheitsfirma mit diesem Namen in Deutschland, sodass uns ein Vorrecht zusteht. In den Niederlanden gibt es nur noch einen Stahlhersteller namens Pignus – weit weg von unserer Branche, sodass wir uns nicht ins Gehege kommen.
Kann man also das Fazit ziehen: Gerade noch mal Glück gehabt?
Naja, es hätte vielleicht schlimmer kommen können. Der gute Ruf, den wir uns hart erarbeitet haben, war sicherlich in dieser Sache unsere größte Stärke. Hinzukommt, dass unser Klientel sicherlich nicht gerade aus typischen RTL-Zuschauern besteht, sodass die wenigsten überhaupt von der unseriösen Berichterstattung etwas mitbekommen haben. Aber ich kann natürlich nicht sagen, welcher potenzielle Neukunde auf den Erstkontakt verzichtet hat, weil ihn das „Team Wallraff“ verunsichert hat.
Die Pignus Sicherheitsgesellschaft mbH mit Sitz in Dachau hat sich auf den Personenschutz für exponierte Kunden sowie auf die Transportsicherheit wichtiger Dokumente und Gold spezialisiert. Im klassischen Objektschutz ist sie nur bei besonderen Gebäuden engagiert, beispielsweise für Banken (Tresorräume) oder Schmuckhersteller (Zwischenlager). Weil München die Heimatstadt von Gründer und Geschäftsführer Hans Florian Fendl ist, übernimmt Pignus dort auch die City-Streifen. Für das Unternehmen sind derzeit weit über 30 Mitarbeiter, zum Teil in Teilzeit, tätig, viele davon stammen aus der Polizei oder dem Militär.